Internationaler Austausch zu Partizipation und Nachhaltigkeit

3 Fragen an Gabriella Kiss

25.04.2024 – Gabriella Kiss forscht und lehrt an der Corvinus-Universität in Budapest. In ihren Projekten und Seminaren interessiert sie sich insbesondere dafür, wie menschliche Lebens- und Konsumgewohnheiten nachhaltiger gestaltet werden können. Im Frühjahr 2024 kam sie zu einem zweiwöchigen Gastaufenthalt nach Karlsruhe. Auf der zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Jahreskonferenz der Urban Europe Research Alliance (UERA) stellte sie ihre aktuellen Arbeiten vor. Im Fokus ihres Besuchs stand neben der Präsentation auch der fachliche Austausch zu Partizipationsformaten. Dadurch erhielt sie wertvolle Einblicke in die Reallaborarbeiten und Nachhaltigkeitsforschungen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). 

Gabriella Kiss vor dem Zukunftsraum des Quartier Zukunft

Gabriella Kiss, Sie kommen aus dem Fachbereich Entscheidungswissenschaften. Die Lehr- und Forschungsaktivitäten in diesem Bereich sind komplex und man verbindet ihn nicht automatisch gleich mit Nachhaltigkeit. Mit welchen Fragestellungen beschäftigen Sie sich und was erhoffen Sie sich von Ihrem Gastbesuch?

In der Entscheidungswissenschaft konzentrieren wir uns auf die Entscheidungsfindung – die wahrscheinlich wichtigste Managementaktivität. Unser Ziel ist es, künftige Management-Generationen so vorzubereiten, dass ihre unternehmerische Entscheidungspraxis gestärkt wird. So wollen wir speziell auch ihre Partizipation, Verantwortung und ihr Engagement fördern, und zwar auf individueller Ebene als auch auf Gruppen-, Organisations-, Gemeinschafts- und Sozialebene.

Während meines Gastaufenthalts am KIT und ITAS möchte ich zum einen das Konzept Reallabor näher kennenlernen und zudem die Zusammenhänge von Partizipation und Nachhaltigkeitstransformation besser verstehen. Mich interessiert auch, wie am KIT Bürgerinnen und Bürger effektiv in transformative Aktivitäten einbezogen werden. Und ich möchte herausfinden, welche partizipativen Instrumente und Formate dabei helfen können, gezielt marginalisierte Gruppen einzubeziehen. Diese Kenntnisse möchte ich dann in meine Arbeit in Budapest einbinden.

Wie könnte eine solche praktische Einbindung in Ihre Arbeit aussehen? Oder anders gefragt, wie lehren Sie Nachhaltigkeit an einer Business-Schule?

Der Bezug zur Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Beispielsweise beschäftigt sich ein aktuelles Forschungsprojekt von uns mit nachhaltigen Alltagsroutinen. Dies war übrigens auch der Schwerpunkt meiner Präsentation auf der diesjährigen UERA-Konferenz. 

In sogenannten Ecoclubs kommen Studierende in kleinen Gemeinschaften zusammen und unterstützen sich gegenseitig bei der Entwicklung nachhaltiger Lebensstile. Nach dem gemeinschaftsbasierten Ansatz können Einzelpersonen in Gemeinschaften erfolgreicher sein, wenn es beispielsweise darum geht, Konsumgewohnheiten oder Routinen zu verändern. 

Die Ecoclubs verfolgen einen partizipativen Ansatz, indem sie Gruppen auf Universitätsebene in transformative Lern- und Aktionsforschung integrieren. Diese Gruppen können dadurch als Reallabore für Studierende dienen. Zwischen 2021 und 2023 haben wir fünf Ecoclubs an der Corvinus-Universität organisiert. Und es gibt bereits Überlegungen, die Ecoclubs künftig auch in anderen Kontexten einzusetzen, beispielsweise in Unternehmen oder Schulen.

Sie haben auch jetzt schon Projekte außerhalb der Universität laufen. Können Sie ein Projekt-Beispiel nennen, bei dem Sie mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten?

Ja, ein neues Projekt läuft demnächst in Budapest an. Wir wollen gezielt marginalisierte Gesellschaftsgruppen ansprechen und in einen Prozess inkludieren. Dafür werden wir ein partizipatives Tool einsetzen, das so genannte Photovoice. Teilnehmende können anhand von Fotos auf die wichtigsten Probleme in ihrem Alltag aufmerksam machen.

Wir starten das Projekt, denn im Bereich der Bürger:innen-Beteiligung stellen wir immer wieder fest, dass bestimmte Gruppen oft ausgeschlossen werden. Auch wenn die Partizipation inklusiv gestaltet ist, zieht sie tendenziell gut ausgebildete Personen aus mittleren oder höheren Einkommensschichten an. Es kann also schwierig sein, benachteiligte Gruppen zur Teilnahme und zum Dialog einzuladen.

Doch um einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel zu erreichen, muss die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Das Photovoice-Projekt soll daher gezielt den Personen eine Stimme geben, die sich nur selten an Entscheidungsfindungen beteiligen. So werden Fotos zu einem leistungsstarken Werkzeug für mehr Engagement in der Gesellschaft. 

Vielen Dank für den Besuch und die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit!
 

Gabriella Kiss am Zukunftsraum KAT
Gabriella Kiss am Zukunftsraum

Gabriella Kiss, Sie kommen aus dem Fachbereich Entscheidungswissenschaften. Die Lehr- und Forschungsaktivitäten in diesem Bereich sind komplex und man verbindet ihn nicht automatisch gleich mit Nachhaltigkeit. Mit welchen Fragestellungen beschäftigen Sie sich und was erhoffen Sie sich von Ihrem Gastbesuch?

In der Entscheidungswissenschaft konzentrieren wir uns auf die Entscheidungsfindung – die wahrscheinlich wichtigste Managementaktivität. Unser Ziel ist es, künftige Management-Generationen so vorzubereiten, dass ihre unternehmerische Entscheidungspraxis gestärkt wird. So wollen wir speziell auch ihre Partizipation, Verantwortung und ihr Engagement fördern, und zwar auf individueller Ebene als auch auf Gruppen-, Organisations-, Gemeinschafts- und Sozialebene.

Während meines Gastaufenthalts am KIT und ITAS möchte ich zum einen das Konzept Reallabor näher kennenlernen und zudem die Zusammenhänge von Partizipation und Nachhaltigkeitstransformation besser verstehen. Mich interessiert auch, wie am KIT Bürgerinnen und Bürger effektiv in transformative Aktivitäten einbezogen werden. Und ich möchte herausfinden, welche partizipativen Instrumente und Formate dabei helfen können, gezielt marginalisierte Gruppen einzubeziehen. Diese Kenntnisse möchte ich dann in meine Arbeit in Budapest einbinden. 

Wie könnte eine solche praktische Einbindung in Ihre Arbeit aussehen? Oder anders gefragt, wie lehren Sie Nachhaltigkeit an einer Business-Schule? 

Der Bezug zur Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Beispielsweise beschäftigt sich ein aktuelles Forschungsprojekt von uns mit nachhaltigen Alltagsroutinen. Dies war übrigens auch der Schwerpunkt meiner Präsentation auf der diesjährigen UERA-Konferenz. 

In sogenannten Ecoclubs kommen Studierende in kleinen Gemeinschaften zusammen und unterstützen sich gegenseitig bei der Entwicklung nachhaltiger Lebensstile. Nach dem gemeinschaftsbasierten Ansatz können Einzelpersonen in Gemeinschaften erfolgreicher sein, wenn es beispielsweise darum geht, Konsumgewohnheiten oder Routinen zu verändern. 

Gabriella Kiss und ihr Vortrag Daryoush Djavadi, KIT
Gabriella Kiss und ihr Vortrag

Die Ecoclubs verfolgen einen partizipativen Ansatz, indem sie Gruppen auf Universitätsebene in transformative Lern- und Aktionsforschung integrieren. Diese Gruppen können dadurch als Reallabore für Studierende dienen. Zwischen 2021 und 2023 haben wir fünf Ecoclubs an der Corvinus-Universität organisiert. Und es gibt bereits Überlegungen, die Ecoclubs künftig auch in anderen Kontexten einzusetzen, beispielsweise in Unternehmen oder Schulen. 

Gabriella Kiss auf der UERA-Konferenz KAT
Gabriella Kiss bei der UERA-Konferenz

Sie haben auch jetzt schon Projekte außerhalb der Universität laufen. Können Sie ein Projekt-Beispiel nennen, bei dem Sie mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten? 

Ja, ein neues Projekt läuft demnächst in Budapest an. Wir wollen gezielt marginalisierte Gesellschaftsgruppen ansprechen und in einen Prozess inkludieren. Dafür werden wir ein partizipatives Tool einsetzen, das so genannte Photovoice. Teilnehmende können anhand von Fotos auf die wichtigsten Probleme in ihrem Alltag aufmerksam machen.

Wir starten das Projekt, denn im Bereich der Bürger:innen-Beteiligung stellen wir immer wieder fest, dass bestimmte Gruppen oft ausgeschlossen werden. Auch wenn die Partizipation inklusiv gestaltet ist, zieht sie tendenziell gut ausgebildete Personen aus mittleren oder höheren Einkommensschichten an. Es kann also schwierig sein, benachteiligte Gruppen zur Teilnahme und zum Dialog einzuladen.

Doch um einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel zu erreichen, muss die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Das Photovoice-Projekt soll daher gezielt den Personen eine Stimme geben, die sich nur selten an Entscheidungsfindungen beteiligen. So werden Fotos zu einem leistungsstarken Werkzeug für mehr Engagement in der Gesellschaft. 

Vielen Dank für den Besuch und die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit!

Weitere Informationen

Den Vortrag „Ecoclub als eine Art Reallabor?“ hat Gabriella Kiss während ihres Aufenthalts in Karlsruhe auf der Jahreskonferenz der Urban Europe Research Alliance (UERA) vorgestellt. Die mehrtägige Veranstaltung konzentrierte sich auf urbane Nachhaltigkeitstransformationen und zielte darauf ab, einen Beitrag zum europäischen Wissens- und Erfahrungstransfer zu leisten. 
Zum Vortrag „Ecoclub als eine Art Reallabor?“ (Download)

Ein Beitrag im Möglichkeitsfenster beschreibt das Projekt mit Photovoice noch näher. Jetzt lesen. 
 

Gabriella Kiss im Portrait
Gabriella Kiss

 

Zur Person

Gabriella Kiss (PhD) ist ökologische Ökonomin und arbeitet als außerordentliche Professorin an der Corvinus-Universität Budapest, in der Abteilung für Entscheidungswissenschaften. Sie unterrichtet dort Kurse zur Entscheidungsfindung und zu ökologischer Ökonomie. Ihr Forschungsinteresse gilt der partizipativen Entscheidungsfindung in Umweltfragen und einem nachhaltigen Lebensstil. Darüber hinaus forschte sie zum Thema partizipative Lernprozesse zu Nachhaltigkeitsthemen in der Hochschulbildung.

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