Den Handabdruck vergrößern und zum Klimaschutz beitragen

Einblicke in die #climatechallenge

10.04.2024 – Viele Menschen haben den Wunsch, mehr zum Klimaschutz beizutragen. Wer sich engagieren möchte, kann das auf verschiedene Arten tun. Doch bei all den Möglichkeiten ergeben sich oft Fragen: Wo kann ich anfangen? Gibt es Methoden, die sich besonders gut eignen? Und was kann ich tun, um andere Menschen zum Mitmachen zu motivieren? Wir stellen zwei Menschen vor, die mithilfe des Handabdrucks stärker ins Handeln kommen wollen, durch Verhaltensänderungen bei sich selbst und auch bei Mitmenschen in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld.

Schulung zur climatechallenge im Zukunftsraum.

Ein windiger Novembertag. Rund 25 Personen aus der Rhein-Neckar Region folgen der Einladung des Karlsruher Transformationszentrums (KAT), an einer halbtägigen #climatechallenge-Schulung teilzunehmen. Viele Teilnehmende sind beruflich in städtischen Ämtern, Ortsvereinen oder regional ansässigen Unternehmen tätig. Andere engagieren sich schon seit Jahren ehrenamtlich im Bereich der Nachhaltigkeit. Sie sind gekommen, da sie – wie sie selbst sagen – Teil einer Transformation sein wollen, um Inspiration zu sammeln oder um Hilfestellungen zu erhalten. 

Die Schulung stellt das Workshop-Format #climatechallenge vor. Die Teilnehmenden können im Anschluss an die Schulung selbst einen Workshop im eigenen Umfeld durchführen. Das Workshop-Format setzt sich für strukturelle Veränderungen sowie für mehr und ganzheitlichen Klimaschutz ein. Ziel ist es, durch individuelle Verhaltensänderungen den persönlichen CO2-Fußabdruck zu verkleinern und durch gesellschaftliche Handlungen den Handabdruck zu vergrößern. Durch eine Footprint-Challenge und eine Handprint-Challenge ist der Workshop praxisnah gestaltet. Im gleichnamigen Projekt #climatechallenge bildet ein Team bundesweit Personen mit einem „Train the Trainer“-Ansatz aus. Die Teilnehmenden lernen dabei das Workshop-Format kennen und erhalten Materialien für den Einsatz im eigenen Kontext.

Gruppenarbeit bei der Schulung zur climatechallenge.

„Der Handprint nimmt einem die Ohnmacht.“

Insbesondere der praxisnahe Ansatz mit dem Handprint hat Martina Mayus davon überzeugt, an der Schulung vom KAT teilzunehmen. Martina arbeitet im Bereich der Agrarwissenschaft und ist seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert. Dem klassischen Footprint steht sie zwar eher kritisch gegenüber, sie befürwortet jedoch die Herangehensweise des Handprints: „Der Handprint nimmt einem die Ohnmacht. Mir gefällt, dass die ganze Haltung des Projekts eher ins Positive geht. Man lernt, wie einfach man etwas bewirken kann. Dabei muss Klimaschutz nicht teuer oder aufwendig sein. Jede Person kann etwas finden, das zum eigenen Leben passt.“

Martina Mayus

 

Martina ist Nachhaltigkeit im Alltag wichtig. Sie stöbert gerne in Second-Hand-Läden und achtet auf einen ressourcenschonenden Umgang. Was sie selbst aus Überzeugung tut, will sie aber niemand anderem aufzwingen. Viel eher setzt sie beim Austausch mit anderen Menschen auf Freiwilligkeit und Verständnis.  

Während der Handprint die positiven Auswirkungen von Klimaschutz sichtbar macht, ist ein Blick auf den Footprint häufig ernüchternd. Dass manche Menschen damit überfordert sind und oft nicht wissen, wie und wo sie beim Klimaschutz ansetzen sollen, kann Martina verstehen. „Wenn man den Menschen das Gefühl gibt, dass etwas Gutes noch weiter optimiert werden kann, ist die Motivation gleich eine ganz andere. Vieles ist Kopfsache, daher sollten vor allem die Erfolge beleuchtet werden.“ Mit dem Erlernten in der Schulung will Martina demnächst einen eigenen #climatechallenge-Workshop in Rheinstetten geben. Damit möchte sie insbesondere Menschen, die im Umfeld der Lokalen Agenda 21 tätig sind, ansprechen. 

Positive Auswirkungen auf den Alltag

Kristin Kahl hat einen nachhaltigen Lebensstil schon von ihren Eltern vorgelebt bekommen. Heute ist die Karlsruherin bei einem europäischen Container-Logistikunternehmen angestellt und dort im Bereich Nachhaltigkeit tätig. Bei der Gründung einer Nachhaltigkeitsabteilung im Unternehmen hat sie federführend mitgewirkt und für dieses Engagement hat sie schon Auszeichnungen erhalten. 

Regelmäßig gibt Kristin in ihrem beruflichen Umfeld Workshops zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Als sie von der #climatechallenge erfahren hat, war sie direkt begeistert: „Für meine Workshops bin ich immer auf der Suche nach neuen Formaten und Methoden. Ich möchte das Thema Nachhaltigkeit anderen Personen nahebringen und dabei ist es mir wichtig, nicht auf einer theoretischen Ebene zu agieren. Vielmehr bevorzuge ich mit den Teilnehmenden praktische Übungen, damit bei ihnen auch was hängen bleibt.“

Auch wenn Kristin das Konzept des Handabdrucks schon lange kennt und verfolgt, den Begriff „Handabdruck“ hat sie erst durch die #climatechallenge kennengelernt. In einem ihrer nächsten Workshops will sie den Handabdruck mit ihren Kolleg:innen thematisieren. „Ich will ihnen sichtbar machen, was sie alles schon tun und welche positiven Auswirkungen das auf ihren Alltag und auf andere Personen haben kann.“ In ihrer Freizeit engagiert sich die Karlsruherin in einer Klimaschutzgruppe in Grötzingen. Sie kann sich vorstellen, den Handabdruck auch dort in einem Energie-Workshop vorzustellen.

Kristin Kahl

Die Eindrücke von Martina und Kristin zeigen, dass es möglich ist, eine Bewegung anzustoßen. Um das Klima zu schützen, kann jede Person ohne große Hürden klimafreundlichere Alternativen ausprobieren, die zum individuellen Leben passen. Das Engagement für mehr Klimaschutz kann dann nach und nach ausgebaut werden. Da der Handabdruck auf alle Bereiche des Lebens angewandt werden kann (im privaten Umfeld, als politisches Engagement oder im Beruf), hat somit jede Person die Möglichkeit, den Handabdruck zu vergrößern.

Mitmachen bei der #climatechallenge!

Die #climatechallenge wird seit 2016 in Konstanz eingesetzt und wurde im Jahr 2021 mit dem Lehrpreis Bildung Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Auf diesem Erfolg baut das Projekt #climatechallenge auf. Es besteht aus den drei Verbundpartnern Germanwatch e.V., netzwerk n e.V. und dem Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel (KAT) und wird gefördert von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).

Climatechallenge-Team

Sie können am KAT eine Schulung besuchen, wenn Sie ...

•    in einer kommunalen Einrichtung arbeiten, hierunter fallen Einrichtungen in Städten, Gemeinden und Quartieren.
•    sich anderweitig im Ehrenamt einsetzen, beispielsweise in Kirchen oder Vereinen.

Hier können Sie die aktuellen Schulungstermine einsehen und sich anmelden.

Wenn Sie das Workshop-Format ...

•    an Hochschulen durchführen möchten, wenden Sie sich an netzwerk n e.V. unter climatechallenge∂netzwerk-n.org
•    an Schulen oder an außerschulischen Lernorten durchführen möchten, wenden Sie sich an Germanwatch e.V. unter info∂climatechallenge.de

Weiterführende Informationen gibt es auf der partnerübergreifenden Projekt-Website.

Logo der climatechallenge

 

Handabdruck und Fußabdruck

Was ist der Handabdruck? 

Der Handabdruck, auch Handprint genannt, steht für das gesellschaftliche und politische Engagement, mit dem Menschen die Strukturen und Rahmenbedingungen in ihrer Umgebung aktiv mitgestalten und wirksam verändern können. Dadurch wird nachhaltiges Verhalten für viele leichter und zum Standard. Dies gelingt besonders gut, wenn wir uns mit anderen gemeinsam engagieren – beispielsweise indem wir uns mit Kolleg:innen für mehr saisonale und regionale Speisen in der Mensa einsetzen oder im Verein für die Nutzung von Ökostrom. Mehr zum Handabdruck erfahren.

Was ist der Fußabdruck?

Der CO2-Fußabdruck, auch Footprint genannt, zeigt auf, wie viele Treibhausgas-Emissionen ein Mensch in einer bestimmten Zeit verursacht. Der Fokus liegt auf dem individuellen Verbrauch und Verhalten. Gemessen wird der CO2-Ausstoß in verschiedenen Lebensbereichen, wie beispielsweise Wohnen und Strom, Mobilität, Ernährung und sonstigem Konsum. Ziel ist es, durch ein klimafreundlicheres Verhalten den CO2-Fußabdruck zu verringern. Wer den eigenen Fußabdruck errechnen möchte, kann beispielsweise den CO2-Schnellcheck vom Umweltbundesamt nutzen.